Die Beziehung eines Paares befindet sich in einem permanenten Wandlungs- und Wachstumsprozess und durchläuft verschiedene Phasen der emotionalen und sexuellen Entwicklung. Nicht immer verlaufen die Entwicklungsphasen der Partner im gleichen Rhythmus, dadurch können Brüche erlebt werden und Beziehungskrisen entstehen. In einer paartherapeutischen Begleitung kann dieser Weg beleuchtet und unterstützt werden. Die Psyche eines jeden Menschen will sich entfalten und wachsen und das kann vor allem auch in der Entwicklung stabiler Beziehungen und einer konstruktiven Auseinandersetzung mit uns nahen Menschen geschehen. Ich bin überzeugt davon, dass in jedem von uns eine tiefe Sehnsucht nach innerem Frieden wirkt. Dieser Kraft in uns wollen wir immer mehr den Weg bahnen. Dazu müssen wir uns auf den Weg der Bewusstwerdung unserer Innenwelt und der Wechselwirkung zwischen den Innenwelten der Partner machen.
Der körperorientierte Ansatz bringt dabei ein enormes Potential mit sich. Auf der somatischen Ebene läuft ein großer Teil der Kommunikation zwischen vertrauten Menschen ab. Der Blick, die Art der Körperhaltung, die Qualität einer Berührung, eine kleine Geste der Abwehr oder Zuwendung, ein angehaltener oder frei fließender Atem, ein kleines Zucken im Gesicht…. All diese kleinen Regungen haben auf den Verlauf einer Interaktion eines Paares eine sehr bedeutsame Wirkung. Zum großen Teil verläuft diese nonverbale Kommunikation unbewusst und blitzschnell ab und entzieht sich so unserem Einfluss. Frisch verliebte Paare überschütten sich meist mit wertschätzenden und zugewandten somatischen Signalen, wodurch die symbiotischen Glücksgefühle sich noch mehr steigern. Entstehen jedoch die ersten Irritationen, Missverständnisse, notwendige Abgrenzungen, oder tauchen gegensätzliche Bedürfnisse auf, kann Gestik und Körpersprache ebenso intensiv Abwehr, Zurückweisung und Abwertung ausdrücken und eine Abwärtsspirale beginnt. Ein achtsames Bewusstmachen der nonverbalen Interaktionen erschließt die Beziehungsdynamik, ebenso wie die Ressourcen die ein Paar mitbringt.
Durch ein erfahrungsorientiertes Vorgehen in der Therapie entsteht die Möglichkeit für das Paar die Krisensituationen selbstbestimmt zu explorieren, unterschiedliche Perspektiven dazu einzunehmen und mit verschiedenen Entwicklungsmöglichkeiten zu experimentieren. Erlebt sich z.B. einer der Partner eingeengt und ohne eigenen Handlungsspielraum, kann es sehr hilfreich sein, diese Situation körperlich im Raum darzustellen, sozusagen eine Paarskulptur zu zeigen und mit Symbolen (Seile, Tücher, Kreidestrich) zu unterstützen. Dabei wird achtsam die innere Reaktion jedes Einzelnen untersucht. Durch gemeinsames Experimentieren wird die Dynamik zwischen den Partnern herausgearbeitet. Neue Verhaltensweisen können im Experiment erforscht und erfühlt werden. Empathie für sich selbst und den anderen entsteht.
Für diesen Weg ist ein achtsamkeitsbasiertes Arbeiten unabdingbar. “Achtsamkeit ist eine alte Form buddhistischer Übung, die im sorgsamen Fokussieren der Aufmerksamkeit auf die eigene innere Welt und das Beobachten dieser Welt besteht, ohne dass dabei versucht wird, das Beobachtete zu verändern oder zu beurteilen” (Kurtz 1992, S. 67-69)
Es wird die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung gebraucht. Ein „innerer Beobachter“ muss in uns aktiviert werden, der sich nicht mit den in uns auftauchenden Zuständen identifiziert. Diese Fähigkeit, die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt und bei unseren Empfindungen zu behalten, ohne zu bewerten, wird im Therapieprozess eingeübt. In Konfliktsituationen geht uns diese Haltung viel zu schnell verloren. Wir identifizieren uns mit auftauchenden Gefühlen und „inneren Zuständen“, schieben uns gegenseitig die Schuld für unsere eigenen Reaktionen zu. Der Bezug zu unseren Körperempfindungen geht uns verloren und dabei versticken wir uns in Abwehrhaltungen, Angriffen und Abwertungen. Um diesen destruktiven Kreislauf zu unterbrechen brauchen wir die Kraft der Achtsamkeit. Veränderung kann entstehen, wenn das Ausagieren beendet wird und die Aufmerksamkeit nach ->Innen< gerichtet wird, um zu erforschen, welches die dahinter liegenden Gefühle, Empfindungen und Zustände sind. So kann aus einem gereiztem Streit über verschiedene Verhaltensweisen oder Sichtweisen der Partner ein Hin spüren zu den eigenen Verletzlichkeiten, Bedürfnissen oder unbewussten Wünschen werden. Ein vertieftes Verständnis und Akzeptanz sich selbst und dem anderen gegenüber entsteht.
Wenn wir beginnen, auftauchende Impulse und Regungen wahrzunehmen, werden wir merken, dass es verschiedene Stimmen in uns gibt. Ambivalenzen und innere Polarisierungen werden deutlich. Es geht darum, die auftauchenden Informationen immer besser verstehen zu lernen. Ein hilfreiches Modell dazu ist die Arbeit mit „inneren Anteilen“ – der „inneren Familie“ Vom Anfang unseres Lebens an machen wir verschiedenste Beziehungserfahrungen. Dabei prägen sich in unserer psychischen Welt „Anteile“ mit unterschiedlichen Gefühlskomplexen. Es können Teile in uns entstehen, die sehr verletzlich sind und von Gefühlen der Angst, Hilflosigkeit usw. überwältigt werden. Dazu entwickeln sich immer auch „regulierende, bzw. beschützende“ Anteile, die eine psychische Stabilität wiederherstellen wollen. Diese „Beschützeranteile“ konnten uns in kindlichen Situationen das Überleben sichern, z.B. durch emotionalen Rückzug, erhöhte Leistungsbereitschaft, dominantes Auftreten oder emotionales Stützen der Eltern usw. Was allerdings früher zum Überleben diente wird später in erwachsenen Beziehungen oft zum Problem, da die inneren Anteile der Beziehungspartner interagieren und sich miteinander verstricken. (siehe dazu Halko Weiss , Richard C. Schwartz) Das Erkennen und Verstehen der eigenen Anteile und den Anteilen des Partners, der Partnerin und das Herausarbeiten der Verstrickung hilft, immer wieder kehrende und sich nicht auflösende Beziehungssituationen zu entwirren.
Durch diese Arbeit wird eine systemische Sichtweise auf die Paarbeziehung eröffnet. Die Prägungen durch die Herkunftsfamilien werden berücksichtigt. Der Mensch wird in seinem aktuellen Eingebettet sein in soziale Kontexte (aktuelle Familiensituation, Beruf, Freundeskreis usw.) gesehen.
Die Sexualität ist ein wesentlicher Spiegel der Paarbeziehung. Die direkte Auseinandersetzung mit diesem Feld bringt ein großes Wachstumspotential mit sich. Das offene Gespräch über die gemeinsame Sexualität ist ungewohnt und in vielen Beziehungen tabuisiert. Das Paar wird unterstützt, die gemeinsame Sexualität achtsam zu explorieren, ausgesperrte Aspekte zu integrieren, Grenzen deutlicher zu machen und Verletzungen zu verarbeiten. Sexuelle Intimität und enge Bindung sind nach >David Schnarch< nur möglich, wenn die Autonomie der Partner gesichert bleibt. Oft werden eigene Bedürfnisse und Grenzen unsichtbar gemacht, weil die Angst zu groß ist, die Liebe zu zerstören. Dadurch verliert sich aber leicht die sexuelle Erregung. Ein stabiles Selbstgefühl ist gefordert, um sich in der Beziehung mit allen Gefühlen, Aspekten und Grenzen zu zeigen. Wenn dieser Schritt gewagt wird, kann tiefe emotionale Verbindung entstehen, die in hohem Maße zur sexuellen Erregung beiträgt. Auch Erotik fördert sexuelles Begehren und macht die Sexualität individuell, aufregend und sinnlich. Sie entsteht durch die Art und Weise des Kontaktes rund um das sexuelle Spiel. Wenn das Paar wieder in Berührung geht mit allen Sinnen, sich Zeit nimmt, um den anderen wirklich zu sehen, es geschehen lässt, gesehen zu werden und bei der sexuellen Begegnung >da ist<, dann kann Lust, Begehren und Leidenschaft auch in langjährigen Beziehungen erhalten bleiben oder wieder neu entstehen.
Trance und hypnotherapeutische Methoden sunterstützen den Prozess. Die vielleicht jahrzehntelang eingeübten Verhaltensweisen eines Paares sind manchmal sehr gefestigt. Auf der Ebene des Alltagsbewusstseins fällt es dann schwer Veränderungen herzustellen. Die Trance hilft das Bewusstsein zu erweitern, die innere Abwehr zu lockern, verborgene Ressourcen zugänglich zu machen und konstruktive Veränderungen geschehen zu lassen.